Assisi in Umbrien
(Mittelitalien)
Assisi,
Wirkungsfeld des hl. Franziskus und der hl. Klara.
Die Welt kennt Assisi als die Stadt des hl. Franziskus,
der hier 1182 als Sohn des Pietro di Bernardone und der
Madonna Pica geboren wurde. In Assisi sind auch die hl.
Klara und andere heilige Männer und Frauen geboren, die
berühmt wurden ob ihrer Treue zu den Idealen des hl.
Franziskus. Wegen der franziskanischen Heiligtümer, die
sie treu bewahrt, ist Assisi, die seraphische Stadt,
eines der lebendigsten Zentren christlicher
Geistlichkeit.
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Rivotorto: |
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Rivotorto ist zu Beginn der franziskanischen
Geschichte einer der Orte, wo sich Franziskus mit seinen
ersten Gefährten aufhielt. Nachdem sie von ihrem Schuppen
durch einen Bauer vertrieben wurden, ließen sie sich
endgültig bei Portiunkula nieder. Die Kirche, 1853 erbaut in
neugotischem Stil an Stelle einer früheren aus dem 16. Jhd.,
enthält ein "tugurio" (Schuppen), welcher an die alte
franziskanische Zufluchtstätte erinnert. |
San Damiano:
Das alte, bereits im 7. oder 8. Jhd. erbaute Kirchlein war
zur Zeit des hl. Franziskus dem Zusammenbruch nahe. Das ist
jenes Kirchlein, in dem der betende Franziskus eine Stimme
vom Holz des Kreuzes her vernahm:
"Franziskus, geh hin, stelle mein
Haus wieder her; es verfällt ganz, wie du siehst."
Er führte dies wörtlich aus: er stellte das Kirchlein mit
eigenen Händen wieder her (1207). Hier war das erste Kloster
der Klarissinen, die sich von 1212 bis 1260 hier aufhielten. |

Die Kopie des byzantinischen Kreuzes,
das zu Franziskus sprach. |
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Das 1637 von dem Franziskanerbruder Innocenzo von Palermo
geschnitzte Kreuz.
Je nach Blickwinkel lässt es drei verschiedene
Ausdruckstufen erkennen: die Qual des Todeskampfes, der
letzte Atemzug, die Ruhe nach dem Tode. |

Refektorium (Speisesaal) der hl. Klara und Gefährtinnen |

Blick zum Klostergarten |

Der Klosterinnenhof |
Basilika Santa Maria degli Angeli (Portiunkula) |

Erbaut auf Geheiss des hl. Pius V. zwischen 1569 und 1679.
Sie ist eine der gewaltigsten Kirchen der Christenheit. Vom
hl. Pius X. wurde sie 1909 zur Patriarchal-Basilika erhoben
und ihr Titel bestätigt:
"Haupt und Mutter aller Kirchen
des ganzen Ordens der Minderbrüder (Franziskaner)"
Im Innern der Basilika befindet sich die wunderschöne
Portiunkulakapelle.
Leider war das Fotografieren im Innenraum untersagt. |
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Hl. Franziskus und die Turteltauben |

Im Rosengarten erinnert das bronzene Denkmal von V.Rosignoli
an die Episode, bei der dem hl. Franziskus ein Schaf
geschenkt wurde. |
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Basilika der hl. Klara |

Die Basilika der hl. Klara formt zusammen mit dem
Erstkloster der Klarissinen einen das Panorama der
seraphischen Stadt charkterisierenden mächtigen Komplex,
noch verstärkt durch den daneben aufragenden hohen, spitzen
Glockenturm. |
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Das Innere ist ein einziges feierliches und leeres Schiff,
welches die Aufmerksamkeit auf das Presbyterium und das an
künstlerischen Werken reiche Querschiff richtet. |
Kirche S.Stefano |

Die Überlieferung besagt, dass diese Glocken bei Ableben des
hl. Franziskus (3.10.1226) von selbst geläutet haben. |

Die Kirche wurde 1166 erbaut, Fresken aus dem 15. Jhd. |
Die Einsiedelei Carceri |

In der Einsamkeit des Monte Subasio liegt über 800 m hoch
die Einsiedelei Carceri, verloren im dichtesten Grün des
Steineichenwaldes. Häufig zog sich der hl. Franziskus
hierher zurück zu Betrachtung und Gebet, um die langen
Wanderfahrten seines apostolischen Lebens mit der stillsten
Abgeschiedenheit zu vertauschen. |

Laut Überlieferung sammelten sich auf diesem steinalten Baum
Scharen von Vögeln, mit denen der hl. Franziskus sprach. |
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Die Basilika S. Francesco
Die Kirche wurde von Bruder Elias entworfen als würdige
Grabstätte und Verherrlichung des großen Heiligen. Die
Arbeiten wurden am 17. Juli 1228, einen Tag nach der
Heiligsprechung des hl. Franziskus, begonnen. Unter der
Doppelbasilika befindet sich noch eine Krypta. 1754 erhob
Benedikt XIV. die Kirche zur Patriarchal-Basilika mit
Capella Papalis. Die Basilika S.Francesco ist eines der
wundervollsten und originellsten Bauwerke, welche die
italienische Kunst hervorgebracht hat. Der Reichtum an
Fresken aus den besten Schulen des 13. und 14. Jhd. im
Inneren bilden ein würdiges Gegenstück zum grandiosen
imponierenden Äusseren der Basilika. |
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Die Burg (Rocca Maggiore)
beherrscht das Panorama von Assisi. Die eindrucksvollen
Ruinen stammen von der alten Zitadelle aus der Feudalzeit,
errichtet als Herausforderung an das welfische Perugia vom
Herzog von Spoleto, Konrad von Lützen, dem getreuen
Gefolgsmann Kaiser Friedrich Barbarossas.
Gegen die Zwangsherrschaft Konrads erhob sich 1198 das Volk,
besetzte die Burg und zerstörte sie. Vielleicht war auch der
junge Franziskus unter den Aufständischen, welche die Burg
der Tyrannei nicht länger ertragen wollte. |
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Blick zur Rocca Minore |

Blick vom Burgturm ins Tesciotal |
Der Sonnengesang des hl. Franziskus
Du höchster, allmächtiger, guter
Herr,
Dein ist der Lobpreis und Ruhm, die Ehre und jeglicher
Segen.
Dir allein, Höchster; gebühren sie.
Und keiner der Menschen ist wert, dich im Munde zu führen.
Sei gelobt, mein Herr, mit all deinen Kreaturen.
Sonderlich mit der hohen Frau, unserer Schwester, der
Sonne,
die den Tag macht und mit ihrem Licht uns leuchtet.
Wie schön in den Höh'n und prächtig in mächtigem Glanze
bedeutet sie, Herrlicher, dich!
Sei gelobt, mein Herr, durch Bruder Mond und die Sterne,
die du am Himmel geformt in künstlich funkelnder Ferne.
Sei gelobt, mein Herr, durch Bruder Wind,
durch Luft und Gewölk und heiteres und jegliches Wetter,
wodurch du belebst die Kreaturen, dass sie sind.
Sei gelobt, mein Herr, durch Schwester Wasser,
das so nützlich ist, gering und köstlich und keusch.
Sei gelobt, mein Herr, durch Bruder Feuer,
durch den du erleuchtest die Nacht.
Sein Sprüh'n kühn, heiter ist er, schön und gewaltig und
stark.
Sei gelobt, mein Herr, durch unsere Schwester Mutter Erde,
die uns versorgt und nährt,
und zeitigt allerlei Früchte und farbige Blumen und Gras.
Sei gelobt, mein Herr, durch jene, die verzeihen aus Liebe
zu dir
und Elend tragen und Mühsal.
Selig jene, die dulden in Frieden,
weil sie von dir, o Höchster, die Krone empfangen.
Sei gelobt, mein Herr, durch unseren Bruder Tod des Leibes,
dem kein Lebender entrinnen kann.
Weh, ach, denen, die sterben in Todsünden.
Selig jene, die sich gefunden in deinen heiligen Willen,
denn ihnen kann der zweite Tod nicht an.
Lobet und preiset meinen Herrn voll Dankbarkeit
und dienet in aller Niedrigkeit!
(Diesen Sonnengesang hat Franziskus in San
Damiano kurz vor seinem Tod verfasst,
als er bereits krank, hilflos und an einer schweren
Augenkrankheit litt.)
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Kurzer Überblick über das Leben des
hl. Franziskus und der hl. Klara
- 1182: Geburt von Franziskus; seine Eltern waren
Pietro di Bernardone und Pica. Getauft auf den Namen
Johannes, nannte ihn der Vater nach Rückkehr aus
Frankreich um in Francesco.
- 1193: Geburt der hl. Klara; ihr Vater war der
Edelmann Favarone di Offreducca, Ortulana ihre Mutter.
- 1202: Schlacht bei Collestrada, wo Franziskus in
Gefangenschaft geriet und nach Perugia gebracht wurde.
- 1203: Franziskus kehrt nach Assisi zurück, setzt
sein flottes Leben fort und wird dann schwer krank.
- 1204: Eine schwere Krankheit ruft in Franziskus eine
geistige Krise hervor, die dem Wechsel seines Lebens
vorausgeht.
- 1205: Um Ritter zu werden rüstet sich Franziskus zu
einem Feldzug nach Apulien. Er kommt aber nur bis
Spoleto. Ein nächtliches Traumgesicht lässt ihn wieder
nach Assisi zurückkehren.
- 1206: Die innere Krise vertieft sich; Franziskus
verkehrt nicht mehr mit seinen bisherigen Gefährten. Er
zieht sich in Einsamkeit zurück und ist ängstlich auf
der Suche nach seinem neuen Weg. Eines Tages hört er in
San Damiano die Einladung des Gekreuzigten:
"Franziskus, geh und stell mein Haus wieder her, das,
wie du siehst, ganz verfallen ist!". Er widmet
sich nun der Aussätzigenpflege und der Wiederherstellung
von Kirchen. Die Episode von dem Verkauf des Stoffes und
dem eigenen Pferd in Foligno verschärft die Erregung von
Pietro di Bernardone über das fremde Verhalten des
Sohnes. Der Kontrast findet seinen Höhepunkt in dem
dramatischen Vorfall vor dem Bischof, bei dem Franziskus
auf sein väterliches Erbe verzichtet, und er, der sich
längst endgültig dem religiösen Leben hingegeben hatte,
vom Bischof aufgenommen wurde. Bald darauf folgen ihm
Bernardo von Quintavalle und andere Gefährten voll des
Wunsches, seine neue Lebensform mit ihm zu teilen.
- 1208 (oder 1209): 24. Februar: In der Portiunkula,
die Franziskus aufgebaut hatte, hörte er das Evangelium
von der Apostelaussendung zur Evangelisierung der Welt
und von der Aufforderung Christi zu einem Leben des
Verzichtes, der Einfachheit und der Uneigennützigkeit
der weltlichen Güter. Es erleuchtete ihn vollständig
über seine göttliche Berufung. "Das ist es, was ich
will, das ist, was ich suche, das verlange ich aus
innerstem Herzen zu tun!".
- 1209: Im Frühjahr begibt sich Franziskus mit der
Gruppe seiner ersten Gefährten nach Rom, wohin er schon
die Jahre vorher als privater Pilger ging, und erhält
vom Papst Innozenz III. mündlich die Approbation seiner
Neugründung. So entsteht offiziell der Orden der
Minderen Brüder.
- 1209 (oder 1210): Die Franziskanergruppe vergrößert
sich und macht ihre ersten Erfahrungen in dem
apostolischen Leben durch Beispiel und Predigt.
Franziskus predigt auch in der Kirche von S.Rufino in
Assisi. Ein Kusin von Klara, Rufino, schließt sich
seiner Gefolgschaft an. In dieser Zeit finden
möglicherweise die ersten Zusammentreffen zwischen
Franziskus und Klara statt, deren Berufung schnell
reift.
- 1211: Am 28. März wird Klara mit der Zustimmung des
Bischofs in Portiunkula von Franziskus aufgenommen.
Damit nimmt der weibliche Zweig der franziskanischen
Bewegung , der Orden der Armen Frauen, genannt
Klarissen, seinen Anfang.
- 1213: Am 8. Mai erhält Franziskus vom Grafen Orlando
di Chiusi den Berg Alverna geschenkt; der Berg wurde dem
Heiligen ein bevorzugter Ort des Gebetes. Franziskus
unternimmt eine Missionsfahrt (zu Lande) nach Marokko;
eine Krankheit hält ihn in Spanien fest und zwingt ihn
zur Umkehr. Zurückgekehrt nach Italien (Ende 1214 oder
Anfang 1215) nimmt er in Portiunkula eine Gruppe
gelehrter Männer und Adelige in den Orden auf, unter
denen sich Thomas von Celano befand.
- 1214: Klara wird im Gehorsam zu Franziskus und zum
Bischof von Assisi zur Äbtissin des Klosters von S.
Damiano ernannt.
- 1216: Franziskus begibt sich aus Anlaß des 4.
Laterankonzils nach Rom, wo er möglicherweise mit dem
hl. Domenikus von Guzman zusammentrifft. Von Honorius
III., dem Nachfolger von Innozenz III., in diesem Jahr
in Perugia gestorben, erhält Franziskus die Bestätigung
des Portiunkulaablasses, der ihm nach der Tradition
durch die Fürsprache Marias von Jesus gewährt worden
ist. Das Fest findet am 2. August, dem Tag der
Portiunkulaweihe, statt. Giacomo von Vitry lernt in
Perugia den hl. Franziskus kennen und preist dadurch den
evangelischen Geist.
- 1217: Auf dem Pfingstkapitel, wo sich jährlich alle
Brüder trafen, wird der Orden in Provinzen eingeteilt,
die von Ministern geleitet werden. Man beschließt,
Brüder auch ins Ausland zu senden, die sich auf den Weg
nach Deutschland, Ungarn, Frankreich, Spanien und dem
Orient machen.
- 1219: Im Sommer reist Franziskus mit einigen
Gefährten wieder nach dem Orient und erreicht Ägypten,
wo er den Sultan trifft, der ihn mit Bewunderung anhört
und ihm erlaubt, an seinen Untertanen zu predigen.
- 1220: In S.Giovanni von Acri trifft sich Franziskus
mit Bruder Elia und Bruder Peter Cattani, die mit einer
vorausgehenden Missionssendung abgereist waren. Fast
sicher besucht er die hl. Stätten von Palästina. Es wird
in der Folge das heilige Missionsland den Franziskanern
anvertraut, die sich ihm durch Opfer und Blut widmen.
Die Notiz von aufgekommenen Wirren in der Disziplin des
Ordens während der Abwesenheit von Franziskus ruft ihn
nach Italien zurück. In Venedig gelandet, begibt er sich
zum Papst und erhält von ihm den Kardinal Hugolin als
Protektor des Ordens. Während des Kapitels am 29.
September vertraut er Peter Cattani, als seinem Vikar,
die Führung des Ordens an.
- 1221: Am 10. März stirbt Peter Cattani; sein
Nachfolger als Vikar ist Bruder Elia. Der hl. Franziskus
schreibt in 23 Kapiteln die Regel, die von den Ministern
nicht anerkannt wird und bleibt ohne päpstliche
Approbation. Verfasst die Regel des von ihm gegründeten
weltlichen Franziskanerordens und lässt sie bestätigen.
Pfingsten findet das Kapitel bei der Portiunkulakapelle
statt, welches Mattenkapitel genannt wird und an dem
mehrere tausend Brüder teilnehmen.
Unter der Führung von Br. Cäsar von Speyer werden erneut
Brüder nach Deutschland gesendet, die einen solchen
Erfolg haben, dass der Orden in Kürze in den
Hauptstädten Fuß fasst und sich von dort aus auf die
anderen nördischen Länder ausbreitet. Vom Sommer biz zum
Dezember predigt Franziskus im Spoleto- und Rietital, in
Abruzzen, Perugia, Calabrien und Sizilien bis in Catania
und kehrt über Cosenza, Campanien, Latium und Abruzzen
nach S.Maria degli Angeli zurück. Zahlreiche Erlebnisse
und Erinnerungen zeichnen diese lange apostolische
Wanderfahrt.
- 1222: Im Sommer begibt er sich nach Norditalien und
erreicht wenigstens Bologna, wo er am 15. August auf dem
großen Platz predigt.
- 1223: Im Sommer verfasst er in Fonte Colombo bei
Rieti in 12 Kapiteln die Regel, die Honorius III. am 29.
November approbiert. An Weihnachten baut er die Krippe
in Greccio auf.
- 1224: Franziskus empfängt um den 17. September auf
dem Berg Alverna die Wundmale.
- 1225: Krank, hilflos und an einer schweren
Augenkrankheit leidend, verfasst Franziskus bei
S.Damiano den Sonnengesang. Von dort begibt er sich nach
Rieti, um sich einer Augenoperation zu unterziehen.
- 1226: Erschöpft von vielen Leiden wird Franziskus
nach Siena, Cortona, Nocera und schließlich nach Assisi
gebracht. Hier ist er Gast des Bischofs. Kurz vor seinem
Tod lässt er sich nach Portiunkula bringen, wo er am
Abend des 3. Oktober stirbt. Am folgenden Tag wird er
feierlich begraben.
- 1228: Am 16. Juli wird Franziskus durch Papst Gregor
IX. (seinem Freund Kardinal Hugolin) heiliggesprochen.
Am Tag danach wurde der Grundstein zur Grabeskirche
S.Francesco gelegt. Die Übertragung des Leibes geschah
am 25. Mai 1230.
- 1240: Die hl. Klara schlägt durch ihr Fürbittgebet
die Sarazenen in die Flucht. Ähnliches geschah im Jahr
darauf mit den Truppen des Vitalis von Aversa, welche
Assisi belagerten.
- 1253: Am Tag vor ihrem Tod, 10. August, erhält Klara
die päpstliche Bulle, durch die ihre Regel von Papst
Innozenz, der sie einige Tage vorher persönlich besucht
hatte, bestätigt wurde. Am 11. August starb Klara.
- 1255: Am 15. August wird Klara durch Papst Alexander
IV. zu Agnani heiliggesprochen. Ihr zu Ehren wurde auf
dem Platz der Kirche S.Giorgio eine Basilika erbaut, in
die am 3. Oktober 1260 ihr Leib überführt wurde.
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